top of page

Parasitologie

Endoparasiten:

In der Schweiz finden sich bei unseren Haustieren (Säuger, Vögel und Reptilien) unterschiedliche Wurmarten (Bandwürmer = Cestoden, Fadenwürmer = Nematoden), aber auch einige Einzellerparasiten (Kokzidien, Flagellaten, Toxoplasmen) spielen eine gewisse Rolle. Adulte Würmer und Einzeller leben und ernähren sich hauptsächlich im Darm vom Nahrungsbrei, von Blut oder in den Lungen von Bornchialsekreten. Einzeller sind mikroskopisch kleine einzellige Wesen von 15 bis 30µm Grösse, sie vermehren sich in ihren Wirten durch Zellteilung. Würmer sind bereits komplexe Tiere, sie vermehren sich teilweise zwittrig (Bandwürmer) oder geschlechtlich. Würmer durchlaufen während ihrer Entwicklung vom Ei bis zum Adultstadium diverse Larvenstadien. Bandwürmer brauchen für ihre Entwicklung zwingend einen Zwischenwirt (Beutetiere), dort entwickeln sich in den Organen z.B. der Leber, den Lungen, der Muskulatur oder seltener im Nervensystem, kleine Bandwurmlarven. Über das Fressen von Beutetieren (z.B. Mäuse, Vögel, Insekten, Schnecken) können sich dann Fleischfresser (Hund und Katze) damit infizieren. In ihnen entwickeln sich dann die adulten Würmer, welche Körpergrössen von 5mm bis 10m (= Bandwürmer) erreichen können. Rundwürmer (z.B. Spul- und Hakenwürmer) brauchen keine Zwischenwirte, sie können durch Fleischfresser direkt durch die Aufnahme von Kotbestandteilen mit Larven oder Eiern, durch Lecken (After, Fellpflege) oder auch über die Mutter im Mutterleib, durch die Muttermilch oder im Nestbereich aufgenommen werden. Allen Parasiten gemeinsam ist die Tatsache, dass die Eier oder Einzellerzysten sehr resistent gegenüber Trockenheit und chemischen Einflüssen sind. Eier fast aller Parasiten und auch die Einzeller können insbesondere auf beschatteten oder feuchten Flächen monatelang infektiös liegen bleiben, sie überstehen sowohl Sommer- als auch Wintertemperaturen, dies spielt vor allem in der Zwinger-, Weidehaltung, aber auch im Terrarium eine sehr grosse Rolle und führt immer wieder zu endlosen Neuinfektionen. Zur Umgebungsbekämpfung eignen sich besonders hohe Temperaturen (80-100°C) (Dampfgeräte, Abflammen, Backofen), was die Eier in der Regel „giftfrei“ abtötet. In der Natur können durch  Einwirkung der Sonne (Hitze, UV-Strahlung) parasitäre Strukturen abgetötet werden. Eigentliche „Gifte“ gegen Parasiteneier sind nicht erhältlich.

Bei kleinen Haustieren findet man in der Schweiz in Kotproben regelmässig folgende Parasiten, wobei vor allem Wildtiere, wie Füchse und Marder (infolge Kotkontakt) und Mäuse bei Fleischfressern eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung spielen. Schnecken und Insekten können ebenso Kotkontakt haben und zur Verbreitung von Parasiten beitragen, wenn sie gejagt und gefressen werden. Im Raum Dottikon und Hägglingen konnte ich bei Fuchskotuntersuchungen oft Eier von Spulwürmern, Hakenwürmern und Bandwürmern finden.

 

Hunde: Spulwürmer (Ascariden), Hakenwürmer (Ancylostomen), Peitschenwürmer (Trichuris),

             Lungenwürmer, besonders bei Schnecken fressenden Hunden

             Bandwürmer : Tänien, Dipylidien > oft via Flöhe oder Mäuse übertragen

             Echinococcen (Hunde- und Fuchsbandwurm) eher selten, via Nagetierebeutetiere übertragen

             Einzeller: Giardien = Flagellaten, Kokzidien eher selten, via Kot übertragen

             Vorwiegend in der Südschweiz oder im Mittelmeerraum findet man durch Stechmücken oder Zecken 

             übertragene Herzwürmer (Filarien) und Einzeller vom Typ Babesien als Blutparasiten in diesen

             Gegenden. Neu findet man im Tessin auch orientalische Augenwürmer (Thelazien).

             Durch die globale Klimaerwärmung können sich solche Parasiten nach Norden ausbreiten,

             Einzelfälle wurden in den letzten Jahren vom Genfersee, Neuenburger- bis Bielersee gemeldet.

 

Katzen: Spulwürmer (Ascariden) = sehr oft, eher selten Hakenwürmer (Ancylostomen) und Lungenwürmer

             Bandwürmer: Tänien, Dipylidien > sehr oft, via Mäuse oder teilweise über Flöhe übertragen, 

             Echinococcen eher selten, werden über Mäuse übertragen

             Einzeller: Toxoplasmen, Kokzidien eher selten

             Flagellaten: Giardien und Tritrichomas foetus eher selten (neu seit einigen Jahren in der Schweiz)

Kaninchen: Spulwürmer und Oxyuren, selten Bandwürmer

             Einzeller: Kokzidien sehr oft

Reptilien: Oxyuren = typischer Reptilienwurm = sehr oft und ein Problem in Terrarien!

             Spulwürmer und Bandwürmer eher selten

             Einzeller: Kokzidien sehr oft, Flagellaten (z.B. Giardien) sehr oft

Vögel: Spulwürmer und Oxyuren, gelegentlich Bandwürmer

             Einzeller: Kokzidien und Flagellaten (Trichonomaden)

Der bekannteste Nematode bei Hund, Katze und Nagern ist der Spulwurm, adult lebt er im Darmtrakt, dort werden die Weibchen begattet und legen hunderttausende von mikroskopisch kleinen Eiern (50-80µm gross). Mit dem Kot gelangen die Eier in die Umwelt und können durch Lecken wieder aufgenommen werden. Trächtige Katzen und Hunde können Spulwurmlarven bereits diaplazentar in der Gebärmutter auf die noch ungeborenen Foeten übertragen, auch nach der Geburt können Muttertiere Larven via Muttermilch direkt auf Welpen übertragen. Einmal aufgenommene Larven entwickeln sich über mehrere Larvenstadien in der Leber und Lunge und wandern schliesslich wieder in den Darmtrakt, wo sie sich zur Geschlechtsreife weiter entwickeln und den Zyklus mit einer erneuten Eiablage abschliessen. Nematoden brauchen keine Zwischenwirte, ein betroffenes Tier kann sich immer wieder selber durch das Lecken des Afters oder die Aufnahme von Kot anstecken.

 

Verschiedene Bandwurmarten sind in der Schweiz vertreten, fast jedes Tier ob Fische, Reptil, Vögel oder Säuger hat „seine“ Bandwurmart, einige sind eher harmlos, insbesondere der Fuchsbandwurm ist aber besonders beim Menschen gefürchtet. Alle Bandwürmer brauchen obligat einen typischen End- und einen Zwischenwirt, d.h. die adulten zwittrigen Würmer leben über Jahre im Endwirt, wo sie sich auch fortpflanzen, die Bandwurmlarven leben immer in einer anderen Spezies, den Zwischenwirten, dort kommt es zusätzlich oft zu einer massiven weiteren ungeschlechtlichen Vermehrung mit der Bildung von eigentlichen Wurmherden, sogenannten Finnen. Viele eindrückliche Bandwurm-Entwicklungszyklen wurden beschrieben. Als Beispiel soll der Fuchsbandwurmzyklus kurz erklärt werden. Füchse haben in ihrem Darmtrakt oft adulte etwa 3mm grosse 5 gliedrige Fuchsbandwümer (Echinococcus multilocularis), diese haften an der Darmschleimhaut und leben vom Nahrungsbrei im Darm, schädigen den Fuchs oder andere Fleischfresser, wie Marder, Katze und Hund aber nicht wesentlich. Betroffene Tiere scheiden mit dem Kot regelmässig Millionen von Bandwurmeier aus. Durch das Lecken des Afters verteilen alle Fleischfresser Bandwurmeier auf ihrem Fell, was die Verbreitung der Parasiten zusätzlich erleichtert. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier werden später beispielsweise von Mäusen mit dem Kotlecken aufgenommen, auch Menschen können solche Eier entweder direkt durch Berühren von Kot oder durch Kot beschmutzte Pflanzen im Wald (Waldbeeren, etc.) aufnehmen. Die Maus oder der Mensch sind dann für den Bandwurm Zwischenwirte, d.h. es entwickeln sich in Organen, wie der Leber Finnen mit Millionen von Bandwurmlarven oder Bandwurmkopfanlagen. Maus und Mensch erkranken durch diese Finnenbildung wesentlich, die Leber kann sich Tumor-artig vergrössern. Die so geschwächte Maus kann durch einen Fuchs einfach gefangen und gefressen werden, der Fuchsbandwurm infizierte Mensch kann daran sterben. Zur Zeit werden in der Schweiz jährlich etwa 30 Personen mit dem Fuchsbandwurm angesteckt und bilden innerhalb von bis 10 Jahren Bandwurmfinnen, welche nur operativ therapiert werden können.   

Adultes Spulwurmweibchen eines Hundes                                                   Spulwürmer einer Katze

Spulwürmer sind getrennt geschlechtlich, leben im Darm, dort kommt es zur Kopulation und Eiablage

Katzenbandwurmglieder:

Dipylidium caninum wie man sie oft am After von infizierten Katzen und Hunden beobachten kann, die Glieder bewegen sich und enthalten jeweils massenhaft

infektiöse Bandwurmeier. Jede Glied enthält eine Gebärmutter. Diese Bandwürmer werden als Larve mit

Flöhen von den Tieren aufgenommen.

Diagnose: Mikroskopie

Endoparasiten vermehren sich in der Regel im Darmtrakt, dadurch kann eine mikroskopische Kotuntersuchung Hinweise  auf Infektionen geben. Indem man 2 oder 3 Kotproben von einem Tier als Mischprobe untersucht, kann man die diagnostische Sicherheit erhöhen. Für eine Untersuchung sind Frischproben am besten, die meisten Darmparasiten lassen sich aber auch in trockenen Proben nachweisen. Für den sicher Ausschluss oder Nachweis von Einzellern sind feuchte Frischproben wünschenswert. Ich untersuche den Kot mikroskopisch entweder direkt mittels einer Frischprobe (= Nativuntersuchung) oder durch Flotation in einer Salzlösung am gleichen Tag oder wenn Zeit vorhanden ist während der Konsultation. Auch per Post eingesandte Kotproben untersuche ich regelmässig.

Unten eine Auswahl aus meiner Foto-Sammlung von mikroskopisch häufig sichtbaren kleinen Parasiteneiern (30-80µm), Larven und Einzellern (20-30µm) von Säugetieren, Vögeln und Reptilien, welche ich bei Untersuchungen gefunden und fotografiert habe, die Fotos dienen auch zur Kontrolle der Therpie und können natürlich auch bei Interesse abgegeben werden.

Unten: Ausscheidung typischer Ei-Packete (≈ 100µm) vom Bandwurm Dipylidium caninum, häufig bei Hunden und Katzen. Diese Bandwürmer können durch das Ausscheiden ihrer noch beweglichen Glieder Hunderttausende von Eiern ausscheiden. Übertragung erfolgt durch Flöhe (= Zwischenwirt), indem die Flohlarven die Eier aufnehmen.

Unten: Einzelne Bandwurmeier: Klein um 25µm, dickwandig mit typischen "Haken".

Kot einer Griechischen Landschildkröte mit einem Massenbefall von Oxyuren Würmern, dieser kleine bis 6mm lange Nematoda ist ein häufiger Reptilienwurm

Unten: Oxyuren = Pfriemenschwänze, typische Reptilienwürmer, trächtiges Weibchen mit vielen Eiern im Schildkrötenkot

Oxyureneier bei einer Bartagame: Typische asymmetrische Eiform, frisch embryovierte Eier

Unten links: "Alte" Oxyureneier mit Larvenbildung

Unten rechts: Adulte Oxyuren und Larven

Trichuris vulpis Ei im Hundekot: Typisch gepoltes EiFoto aus: Dog Parasites F. Rochette 1999

Unten: Capilaria Eier, gepolte Eier im Urin eines Hundes mit Cystitis

Oben: Capilaria aerophila Ei von Igel

Unten: Strongyloides Eier mit Larven, dünnwandig, im Kot einer Kornnatter

Oben: Igelkot mit vielen Kokzidien und 2- poligen Capilaria aerophila Eier

Unten: Grosser Einzeller Zilliat mit vielen Fimbrien im Kot einer Landschildkröte

Unten:

Viele ovale Kokzidienzysten eines Kaninchens

Unten: Ovale Kokzidienzyste mit vielen Riesenbakterien im Kot eines Kaninchens

Links: Kokzidienzysten im Bartagamen Kot

Unten links: Viele ovale Giardienzysten Hundekot

Unten rechts: Typische Giardienzysten Bartagame

Katzenbandwurm:

Wurde von einem 16 Wochen alten Katzenwelpen

erbrochen. Bandwürmer sind zwittrig, gut sichtbar die einzelnen flachen Glieder, in jedem Glied entwickelt

sich eine Gebärmutter, dieser Wurm war etwa 25cm lang. Einzelne Glieder werden ausgeschieden und können

sich am After klebend noch bewegen.

Grosse Milbeneier im Kot einer Bartagame

Unten: dickschaliges Spulwurm Ei aus Hundekot

Unten: Typisches dickschaliges Spulwurm-Ei mit einer jungen Spulwurmlarve L1

bottom of page